Anthroposophisches Studienangebot
Zur Entwicklung eines meditativen Bewusstseins
Durch Übungen zur seelischen Beobachtung wird die Entwicklung eines meditativen Bewusstseins ermöglicht. Das Angebot beinhaltet auch künstlerische Kurse in Sprache und Eurythmie und bietet neben einer fundierten Einführung in die Grundwerke vor allem einen methodisch vertieften Zugang zur Anthroposophie, die nicht durch reine Wissensvermittlung, sondern nur durch eine Entwicklung und Verwandlung des Bewusstseins verstanden und wirksam werden kann.
Wer seine Gedanken zu kontrollieren versucht, kann feststellen, dass sie dazu neigen sich zu verselbstständigen. Bei etwas nachlassender Konzentration gehen sie gerne „eigene Wege“. Der Grund dafür ist, dass auch im Denken der Wille tätig ist, dessen Wirksamkeit jedoch immer mit Schlafbewusstsein einhergeht. Seine grösste Aktivität entfaltet er in der Bewegung der Gliedmaßen. Das Wachbewusstsein kann bekanntlich diese Tätigkeit nicht verfolgen. Wirkt er ohne Gedankenkontrolle ins Wachbewusstsein, kann er sozusagen die Gedanken „entführen“. In der Gedankenkonzentration wird jedoch der Wille aus dieser mehr unbewussten Verfassung gehoben. Je stärker die Konzentration, je mehr also die punktuellen „Einschlafmomente“ verhindert werden, umso stärker wird der Wille mit Bewusstsein durchdrungen. Gelingt es, dass Denken und Willen ganz identisch werden, kann der Inhalt einer Gedankenmeditation am stärksten auf die Seele wirken. In diesem Falle wird der Wille empfangend. Gewöhnlich ist unser Denken passiv und der Wille aktiv. Das Denken bildet passiv dasjenige nach, was ihm als gegenständliche Erfahrungswelt entgegenkommt. Der Wille richtet sich aktiv, aber unbewusst nach außen. Solange der Wille in dieser Form wirksam ist, hat er eine begehrende Eigenschaft. Das kommt schon in der Sprache zum Ausdruck. Wenn man sagt: „Ich will…“, bedeutet das, dass man eine Absicht hat, man will etwas besitzen, tun oder erreichen. Durch die beschriebene Übung wird eine Umkehrung bewirkt. Das Denken wird aktiv, der Wille wird von einer begehrenden zu einer empfangenden Seelentätigkeit. Auch in der seelischen Beobachtung des Erkennens, wie Rudolf Steiner die Forschungsmethode in seiner „Philosophie der Freiheit“ beschreibt, wird diese Umkehrung vollzogen. Bei der Beobachtung des Erkennens wird der Begriff zur Wahrnehmung. Das so Wahrgenommene muss, damit es beobachtbar ist, hervorgebracht werden. Das geschieht durch den im Denken wirksamen Willen. Dieser empfängt dabei die den realen Begriffen einwohnende Gestaltungskraft. „Für jeden aber, der die Fähigkeit hat, das Denken zu beobachten – und bei gutem Willen hat sie jeder normal organisierte Mensch -, ist diese Beobachtung die allerwichtigste, die er machen kann.“ (3. Kapitel, Philosophie der Freiheit) In diesem Sinne beschreibt die „Philosophie der Freiheit“ den Weg einer modernen Meditation als zeitgemäße geisteswissenschaftliche Forschung. Anthroposophie ist darin zwar noch nicht dem Namen nach enthalten, aber dennoch geistig existenziell erfahrbar. In dieser Schrift wurde nach Rudolf Steiner „…die erste Stufe des modernen Hellsehens…zur Geltung gebracht…“ und „…in der reinen Geistigkeit, sogar in der reinsten Geistigkeit die Welt erfasst…“ (aus einem Vortag vom 7.5.1922)
Anthroposophie wird oft als Lehrgebäude einer geschlossenen Weltanschauungsgruppierung verstanden und wahrgenommen. Die Ursachen dafür sind nicht immer der fehlende gute Wille Außenstehender, sondern auch die Art und Weise wie Anthroposophie vertreten und dargestellt wird. Rudolf Steiner wies selbst darauf hin, dass „…es darauf ankommt, dass eine gewisse Seelenhaltung eintritt, nicht bloß das Behaupten eines anderen Weltenbildes als man es im gewöhnlichen Bewusstsein hat.“ (In einem Vortrag vom 6.2.1923)
Durch das Studienangebot wird vor allem die seelische Beobachtung als selbständiger Weg zu einem meditativen Bewusstsein und der angesprochenen Seelenhaltung erarbeitet. Das Studienangebot richtet sich an alle, die in dem beschriebenen Sinne Interesse haben, Anthroposophie zu erkennen und sie als individuelle Lebenspraxis wirksam werden zu lassen.
Ergänzungswochenenden (optional):
Ein Malwochenende in der NetzWerk Malerei Münchenstein mit Greet Helsen
Eurythmie
Übungen an den eurythmischen Grundelementen, die auf den Lauten der Sprache basieren, ermöglichen ein erstes Kennenlernen dieser belebenden Bewegungskunst, die das natürliche Gleichgewicht von Leib, Seele und Geist erlebbar macht.
Sprachgestaltung
In der Sprachgestaltung werden die Teilnehmenden erleben, dass der ganze Mensch Sprache ist. Sie lernen mittels vielfältiger Übungen die Welt der Vokale und Konsonanten als etwas Lebendiges kennen und beginnen Lautstimmungen zu empfinden und zu handhaben. Nach diesem Einführungskurs in die Sprachgestaltung wird jeder Teilnehmende wohl möglich ganz neue Schichten seines Wesens und Menschseins erfahren haben.
Das Studienangebot bietet sowohl eine Einführung in die Anthroposophie als auch für Interessierte, die sich schon länger mit Anthroposophie beschäftigen, einen methodisch vertieften Zugang.
Mitwirkende: Nikolaus Weber, Dr. Klaus Hartmann, Peter Engels, Galina Richter, Greet Helsen
Termine auf Anfrage
jeweils von Freitag Abend bis Sonntag Mittag
Kosten: 480 CHF, ermässigt 360 CHF
Information und Kontakt: nikoweber1@gmail.com Tel.: 079 649 5751
Anmeldung schriftlich oder per Mail mit tabellarischem Lebenslauf bis 16.09.2016
Die Hauptdozentinnen und Dozenten
Nikolas Weber, geboren 1964 in Blieskastel, ist Sozialtherapeut, Waldorflehrer und schulischer Heilpädagoge. Er ist seit 1989 in der anthroposophischen Heilpädagogik und Sozialtherapie tätig. Aufsätze und Fachartikel in der Wochenschrift das Goetheanum. Interessengebiete sind Erkenntniswissenschaft, Christologie und Methoden des anthroposophischen Studiums.
Dr. Klaus Hartmann ist Philosoph und Anthroposoph. Er arbeitet an dem von ihm mitbegründeten Novalis-Hochschulverein in Kamp-Lintfort, in der Herbert-Witzenmann-Stiftung in Pforzheim als Herausgeber und als Dozent für Philosophie an der Fachhochschule Ottersberg. Diverse Publikationen u. a. zur Sprachauffassung des Novalis (1987), zu inneren Motiven im Lebensgang Rudolf Steiners (2004) und zur Biographie Herbert Witzenmanns (2011).
Peter Engels ist Sprachgestalter und Schauspieler. Er war 17 Jahre an der Goetheanum-Bühne tätig, wo er 2004 als Mephisto, von 1998 – 2006 als Prof. Capesius in den Mysteriendramen, als Hamlet von W. Shakespeare, Sokrates im Gastmahl von Platon und anderen Rollen zu sehen war. Er ist seit 2007 freischaffender Sprachgestalter, Schauspieler, Regisseur und Theaterpädagoge im deutschsprachigen Raum.
Galina Richter-Nikolajewa, geboren 1981 in Kiew/Ukraine. 2007 Abschluss des Eurythmie-Studiums in der Zuccoli-Schule/Dornach. Mutter von drei Kindern. Mein Anliegen ist es, durch die Grundelemente an die Eurythmie heranzukommen, wie auch zu versuchen, durch diese einen Anklang an die Grundwerke Rudolf Steiners zum Erleben zu bringen.